-  Extrablatt Nr. 20   vom  20.Februar 1993  -
 

Die Greuel in Bosnien-Herzegowina
USA - Rußland - Europa


Zu Recht wird im Zusammenhang mit Bosnien immer wieder von der Schande Europas gesprochen! Aber die europäischen Staaten sind in internationalen Fragen sowieso nicht ihr eigener Herr.

Es ist unerhört, wie in diesem meuchelmörderischen Krieg in der Flanke Europas die Rolle der USA unerwähnt bleibt. Auch dieser Krieg, der sich ausweiten kann und uns alle betrifft, ist ein Teil jener berühmt-berüchtigten "neuen Weltordnung".

Die USA, Großbritannien und alle mit ihnen verbündeten Staaten haben die Rolle Serbiens schon bei Ausbruch des Krieges gedeckt! Durch unmittelbare Erklärungen, daß sie die serbische Konzeption des Beibehaltes Jugoslawiens unterstützen.

Dieser Krieg hat die größten Greueltaten in Europa seit dem zweiten Weltkrieg hervorgebracht! Ungehinderter Völkermord, unverhülltes gezieltes rassistisches "ethnisches Clearing", Pläne die von früheren Rassisten abgeschaut wurden, und mit noch nie gekannter Energie in die Tat umgesetzt wurden.

Die unglaublichen entwürdigenden Taten gegen die bosnischen Frauen, Massenvergewaltigungen, zwangsweise Schwängerungen durch die größten Peiniger, Liquidierungen ganzer Dörfer zeigen politische Verbrechen in neuer Qualität.

Ein solcher Krieg geschieht hier vor unserer Haustür, und nichts Entscheidendes tut sich. Die Jugend, die früher entschieden gegen den Imperialismus aufgestanden ist, ist vollkommen unfähig, das Geschehen ausreichend zu begreifen. Jahrelange Einwiegelung und nicht zuletzt die Ökopropaganda mit ihrer Ablenkung haben ihre Wirkung getan.

Hat nicht die UNO erklärt, sie könne nicht eingreifen, solange die Kriegsparteien dort ihre Kämpfe nicht einstellten. Ist es nicht die gleiche UNO, die noch vor kurzem einen Staat zusammengeschossen hat, weil er wagte, einen Vorposten der alten Kolonialmächte und der heutigen USA vor seiner Haustür (Kuweit) zu besetzen und einzuverleiben!

Man kann an diesen Dingen begreifen, was es heißt, die Macht der größten Ausplünderung zum obersten Weltpolizisten zu machen und zu akzeptieren.

Bei den jetzigen Demonstrationen treten viele Menschenrechtsgruppen auf, die die ungeheuerlichen Greueltaten im einzelnen schildern. Aber alleine durch Darstellung der Greuel wird nichts bewirkt, im Gegenteil die Bevölkerung wird an diese Greuel gewöhnt.

Hat nicht das UNO-Waffenembargo gerade die Opfer der Aggression getroffen, Kroatien und vor allen Dingen Bosnien-Herzegowina, während Serbien über das gesamte militärische Potential der alten Bundesarmee verfügte?

Zu Recht ist Butros Ghali, ein völliger Lakai der USA, in den betroffenen Gebieten mit Abscheu bedacht worden, weil man weiß daß dieses UNO-Verhalten letztlich den systematischen Teilungsplan begünstigt. Aber er erklärte, daß die UNO auch noch in weiteren Fällen kritisiert werden werde, was wohl heißen soll, sie werde weiterhin so handeln.

Die USA haben sich im Jahre 1992 offiziell von Serbien abgewandt, weil die Greueltaten es ihnen nicht mehr geraten erschienen ließen, an seiner Seite als politischer Parteigänger zu erscheinen. In Wirklichkeit erfolgt die Unterstützung weiterhin. Und es ist die Absprache der USA mit Rußland, die diese Rolle Serbiens ermöglicht. Einige Kreise in Rußland haben direkte Verbindungen zu den Tschetniks. Die Rolle der Bundesregierung ist vollkommen unklar, auch sie hält sich bedeckt und hat mit Sicherheit derweil ihre Absprachen mit Serbien und Kroatien.

Die Auseinandersetzung mit dem Kapitalismus ist noch lange nicht zu Ende. Kaum war das pseudokommunistische, seit langem ausgehöhlte System der Sowjetunion überwunden und die faktische unbeschränkte Herrschaft hergestellt, macht diese Gesellschaftsordnung, was sie will, sozialen Rückbau auf der ganzen Linie, und Kriege! Wer glaubt, die seien mit dem "Sieg" der USA und deren Verbündeten vorbei, der irrt. Im Gegenteil, jetzt können sie machen, was sie wollen. Aber ihr Tun wird auch erneut das Gegenteil hervorrufen.

Der Plan der Regionalisierung Bosniens zieht den Bürgerkrieg in Wirklichkeit in die Länge.

Es muß gefordert werden, daß alle Vertriebenen des "ethnischen Clearings" zurückkehren können. Bosnien kann angesichts der verschiedenen Religionen nur eine sekulare Republik sein, bei der sich alle Religion aus dem Staat herauszuhalten hat.

Ohne die Aufdeckung der politischen Hintergründe können die serbischen Greueltaten kein Ende nehmen.

Die USA, die maßgeblich die UNO leiten, und dem Hungertod dort zusehen, an einige Hilfe bringen und die gepeinigten Menschen dort in völliger Abhängigkeit halten, haben in Wirklichkeit Kontakt nicht nur zur serbischen Führung, sondern auch zu den serbischen und kroatischen rechten Extremisten, denen jede Zivilisation fremd ist, und auf der anderen Seite haben sie wie überall Kontakt zu den islamischen Fundamentalisten, die in Bosnien den Serben und Kroaten den Vorwand zur Intervention und Zerstückelung lieferten.

Der Krieg in Bosnien war kein unabwendbares Ereignis. Er war gewollt. In Bosnien hätte ein Staat mit verschiedenen Volksgruppen weiter existieren können so wie bisher!

Stellt die internationalen Drahtzieher an den Pranger !


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© 1993 Verlag NEUE EINHEIT   (Inh. Hartmut Dicke)