Internet-Statement 2004-06


Zur Metalltarifrunde
Wieder eine harte Auseinandersetzung

27.1.04                 

Es ist schon ein unerhört provokantes Auftreten, das die “Arbeitgeber” in dieser Tarifauseinandersetzung gegenüber der IG Metall, den Metallern und ihrer Forderung nach 4% Lohnerhöhung an den Tag legen. Dieses Auftreten legen sie allerdings auch gegenüber anderen Gewerkschaften z.B. der IG Bau, an den Tag, bei der ebenfalls aktuell die Tarifauseinandersetzung beginnt.

Andererseits mußte man nach dem, was beim letzten Streik zur Durchsetzung der 35-Stunden-Woche für die Kollegen im Osten und danach alles gelaufen ist, auch mit so etwas rechnen.

Obwohl in dieser Tarifauseinandersetzung bei Metall die Frage der Arbeitszeit nicht ansteht und nicht anstehen kann, wird massiv die Forderung nach Verlängerung der Arbeitszeit auf 40 Stunden im Rahmen eines Korridors, möglichst ohne Lohnausgleich, erhoben und die Auseinandersetzung damit noch extra zugespitzt. “Freiwillige” Betriebsvereinbarungen zwischen Unternehmensleitungen und Betriebsräten sollen das ermöglichen. Statt der geforderten 4% wird eine zweistufige Einkommenserhöhung von je 1,2% über einen Zeitraum von 27 Monaten angeboten.

Darüber hinaus hat der Verband der Sächsischen Metall - und Elektroindustrie (VSME) bereits jetzt deutlich gemacht, daß er einen möglichen Pilotabschluß, z.B. im Tarifbezirk Baden-Württemberg, der eine Vorreiterrolle spielen soll, sicherlich nicht 1:1 übernehmen wird. Schon das provokative Gegen-“Angebot” des VSME auf die 4% Forderung der Metaller enthält gegenüber dem, was die “Arbeitgeber” im Westen anbieten noch weitere Verschlechterungen. Eine um zwei Monate verspätete Erhöhung der Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen und eine entsprechende Verlängerung der Laufzeit. Da wird die weitere Spaltung zwischen den ArbeiterInnen in Ost West betrieben und die Tarifverträge im Osten sollen von denen im Westen auch zeitlich abgekoppelt werden. Dazu wird als Junktim für ihr Lohnerhöhungsangebot von 1,2% die Zustimmung zu längeren Arbeitszeiten und betrieblichen Öffnungsklauseln verlangt.

Schon daran wird deutlich, daß hier wieder eine harte Auseinandersetzung ansteht, die sich nicht alleine auf die Auseinandersetzung um eine Tariferhöhung beschränkt; daß hier das Kapital seinen grundsätzlichen Vorstoß zur Entrechtung der ArbeiterInnen und gegen die Gewerkschaften fortzusetzen gedenkt und daß die Gewerkschaften gut daran tun, alle nur möglichen Kräfte für die Auseinandersetzung zu mobilisieren um dem entgegenzutreten.

Das Auftreten des VSME setzt dabei auch auf gewisse Schwächen und Spaltungen, die beim letzten Streikkampf der IG Metall ganz offen zu sehen waren und damals schon von den Medien immer wieder geschürt wurden. Es wird also nicht so sehr davon abhängen, ob ein westlicher Tarifbezirk einen Tarifabschluß mit Pilotfunktion durchsetzten kann, sondern es wird vielmehr darauf ankommen, daß alle Tarifbezirke in einer Front stehen bis auch der letzte Bezirk im Osten den Abschluß durchhat. Denn wie soll sonst der Flächentarifvertrag verteidigt werden?

Die konkrete Tarifauseinandersetzung bringt uns also auch wieder zu Fragen aus dem letzten Streikkampf. Und es sollte eigentlich klar sein, daß eine praktische, streikmäßige Solidarität aus den westlichen Tarifbezirken in den westlichen Betrieben her muß. Das muß behandelt werden und darauf muß jetzt hingearbeitet werden. All die bisherigen Protestaktionen, Kundgebungen usw. zum Erhalt der Tarifautonomie müssen in dieser aktuellen Auseinandersetzung, jetzt wo es darauf ankommt, beweisen daß es ihnen Ernst ist.

Und die Antwort der IG Metall auf die Ankündigung aus Sachsen, einen Pilotabschluß nicht zu übernehmen, kann nicht wirklich die sein, dann nur Haustarife abzuschließen in denjenigen Betrieben , in denen sie über eine ausreichende Mitgliederbasis verfügt.

Im Grunde verdeutlicht das Vorgehen, die provokative Zuspitzung von Gesamtmetall die Notwendigkeit: man wird diesen Kampf nicht nur, wenn auch zur gleichen Zeit, in einzelnen Tarifbezirken führen können und einer macht den Vorreiter beim Abschluß. Es muß jetzt eine wirklich umfassende Streikbereitschaft mobilisiert werden und auf Streik, gegebenenfalls in der ganzen Republik hingearbeitet werden. Wie sollte es anders gehen?

Klas Ber

 

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Metalltarifverhandlung kurzerhand beendet!
RedNE 12.2.04


IGM-Warnstreik in Berlin 9.2.04


Artikel zum Streik um die 35-Stunden-Woche im Osten:

Was die Medien zum Streik von sich geben – Hetze wie noch nie! Klas Ber 24.6.2003

Mit dem Aussetzen des Streiks bei ZF ist die Gefahr gegeben, daß der Streik auch insgesamt zum Abbruch kommt RedNE -ks  25.6.2003

Jetzt den Streik weiterführen - nicht einfach nachgeben, wo es darauf ankäme RedNE 28.6.2003

Streikaufgabe von oben vorgegeben
- IGM-Führung bringt damit Kolleginnen und Kollegen um den Erfolg
Klas Ber 1/2.7.2003

Der Angriff von der anderen Seite --Zu einem Artikel „Not gegen Elend“ von Mag Wompel (Labournet) in der “Jungen Welt“ vom 12.Juli  
Hartmut Dicke 18.7.03

Ein Erfolg in der Konfrontation kann nicht weggeredet werden - zur Wahl von Jürgen Peters zum IG Metall Vorsitzenden Klas Ber  1.9.2003


mehr in der Rubrik:
Der Streik um die 35 Std-Woche in Ostdeutschland - Diskussion in der IG Metall