Internet Statement 2004-57

 

Die Schließung zahlreicher Karstadt-Häuser – eine neue Welle von Entlassungen zeichnet sich ab

Die Schieflage, in die der größte Kaufhauskonzern Europas geraten ist, alarmiert erneut Tausende von Beschäftigten, die nun von Entlassung bedroht sind. Im Dienstleistungssektor, der noch vor kurzem als großes Feld der Entwicklung neuer Arbeitsplätze beschrieben wurde, drohen weitere Zusammenbrüche mit größten Konsequenzen. Die Entlassung von bis zu zwanzigtausend Beschäftigten bei Karstadt und die Schließung von zahlreichen Karstadt-Häusern werden bei den Zulieferanten wie auch bei manchen Firmen im Umkreis der Karstadt-Häuser massenweise Schließungen und Entlassungen nach sich ziehen. Das ist ein neuerliches Debakel, das mit unserer ganzen ökonomischen Lage zusammenhängt.

Zweifellos ist Karstadt ein konservatives Warenhaus, das vor allem auch gehobenere Verdiener angesprochen hat, es hat eine verkrustete Struktur und ein extrem unfähiges Management, das noch bis vor kurzem hinzugekauft und hinzugekauft hat; jetzt stellt sich heraus, daß der eigentliche zentrale Bereich dieses Konzerns besonders am Umkippen ist.

Die Kernursache aber sind nicht diese einzelnen konzernspezifischen Faktoren. Der Kernpunkt ist die immer weitere Verengung des eigenen ökonomischen Marktes des Landes, die Schließung zahlreicher Betriebe, die Verlagerung großer Teile der hiesigen Produktion und der damit natürlich verbundene Sparsinn derjenigen, die von Kürzungen der Einkommen betroffen sind.

Deswegen ist das Debakel Karstadt, das sich hier abzeichnet, nicht nur das Debakel eines einzelnen Konzerns, sondern das eines ganzen Marktes.

Die Liquidation der Produktion, die hierzulande massenhaft erfolgt ist und bei der Schröderschen Politik sogar Programm war, kann nicht ohne Spuren auf allen anderen Sektoren vorübergehen. Schröder sprach davon, daß nur noch auf dem Dienstleistungssektor die Zukunft in diesem Land liege. Man kann jetzt sehen, wie es damit aussieht.

Die Frage der Entwicklung der Produktion, ihrer Liquidation und Verlagerung, der Bedrohung aller lohnabhängig Beschäftigten durch das gegenseitige Ausspielen der Arbeiter aller Länder ist die Kernfrage. Sie berührt die ganze Ökonomie des Landes und die lohnabhängig Beschäftigten selbst.

Alle diese Themen gehören auf die Tagesordnung der sozialen Bewegung. Wenn man sich vorstellt, daß die jetzt vom Ruin betroffenen Verkäuferinnen von Karstadt oder die Beschäftigten der von der Schließung bedrohten Einzelbetriebe etwa zu einer Montagsdemonstration gehen um dort Zuspruch zu erfahren und Hoffnung zu schöpfen, werden sie dort allerdings kein Konzept hören, was man dieser negativen ökonomischen Entwicklung entgegensetzen kann. Deswegen muß das Augenmerk der Sozialbewegung im weiteren gerade dahin gelenkt werden.

Der drohende Zusammenbruch des Karstadtkonzerns und seine „Radikalsanierung“ sind eine weitere Drehung der Abwärtsspirale der bundesdeutschen Ökonomie.

Red. NE  -hd
28.09.04

 

 

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