Internet Statement 2004-73

 

  Zur sogenannten Widerlegung der Hegemonie bei "Offensiv"

Zum Irakkrieg ausgerechnet heißt es in dem "Offensiv"-Heft von März-April 03, daß der Krieg die Theorien über den Hegemonismus widerlege, ferner wird diese Frage in einen Topf mit der Theorie vom sogenannten „kollektiven Imperialismus“ geworfen. Es heißt unter der Redaktionsnotiz von dem Redakteur Frank Flegel:

„Dazu kurz (und stark verkürzt) zur Erinnerung: 'Hegemonismus’ will ausdrücken, dass wir keine nennenswerte Konkurrenz unter den verschiedenen imperialistischen Zentren zu verzeichnen haben, weil ein Zentrum, nämlich die USA, der Hegemon ist, alle anderen nur in Anerkennung dieser Hegemonie und damit in Abhängigkeit vom Hegemon handeln können und wir dementsprechend in einer unipolaren Welt leben.“

Eben das will „Hegemonismus“ keineswegs ausdrücken. Hegemonie bedeutet nämlich ein System relativer Abhängigkeit, unter der sich eine Fülle von Widersprüchen entwickeln können. Ferner kann es auch ein System durchaus zweier Hegemonialmächte geben. Wenn in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg sowohl die Sowjetunion als auch die Volksrepublik China ein Hegemonialsystem der USA konstatierten, so hoben beide zugleich auch die Widersprüche, die sich in diesem System entwickelten hervor, und dies zurecht. China hat ausdrücklich die Zwischenzonentheorie entwickelt, die es ihr ermöglichte, abgestuft und differenziert die einzelnen Gegner zunehmend zu isolieren, ganz besonders die USA. Als die Sowjetunion zu einem Sozialimperialismus degenerierte, wurde dieses Verfahren auch gegen sie angewandt.
In dieser Äußerung von Frank Flegel wird also erst eine falsche Definition gesetzt, und dann wird daran etwas „widerlegt“. Die sog. Theorie vom „kollektiven Imperialismus“ hat nichts mit der von dem revolutionären Sozialismus seit langem entwickelten Theorie über die Hegemonie zu tun.
Auch wenn es auf Grund bestimmter historischer Bedingungen zur Herausbildung einer Hegemonialmacht kommt, wie nach 1990, dann gibt es auf Grund der Gesetzmäßigkeiten des Kapitalismus und Imperialismus immer treibende Kräfte, diese Situation aufzulösen, hin zu einer Situation direkter Konkurrenz und Gegensätzlichkeit zwischen mehreren imperialistischen Mächten.
Überall arbeitet die in „Offensiv“ vertretene Hauptrichtung daran, durch die Hintertür die Bekämpfung der Hauptmacht des USA-Imperialismus zu hintertreiben, ohne die es derzeit auch keine Bekämpfung sonstiger imperialistischer Mächte gibt.
Wenn man die oberste Macht nicht angreift, bleiben alle anderen Angriffe gegen sekundäre Mächte nichts als Fassade, im besseren Fall, im schlimmeren Fall wird die revolutionäre Partei selbst zu einem Handlanger der obersten imperialistischen Macht, wie das bei dem modernen Revisionismus jahrzehntelang der Fall war und ist.

Redaktion Neue Einheit
-hd

27.11.04

 

 

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