Internet Statement 2010-21

 

Ackermann-Gala im ZDF

Maria Weiß   19.5.2010    

Es gab eigentlich nur zwei Sachen, die an diesem Gespräch zwischen May-Britt Illner und Josef Ackermann wirklich interessant waren. Der eine Punkt war die Frage in punkto Milliardenpaket für Griechenland, die von Ackermann so beantwortet wurde, daß wenn man das sozusagen jetzt anders gehandhabt hätte und Griechenland für insolvent erklärt hätte ( und dann die ganze Sache von untern saniert hätte), dann hätte das katastrophale Auswirkungen auf die übrigen Staaten gehabt, auf das ganze System, es wäre einer Art „Kernschmelze“ gleichgekommen. Das besagt schon einiges darüber, was das für solche Leute bedeutet.

Der zweite Punkt war der, daß Ackermann eine Frage beantworten sollte von einem Zuschauer, der gefragt hat, was sozusagen bei diesen ganzen Dimensionen, die da rausgekommen sind in punkto Geschäftemacherei usw. in welchen Dimensionen sich das bewegt, z.B. daß ein deutscher Normalverdiener (ein Arbeiter oder auch ein anderweitig tätiger Mensch eben, der irgendwo angestellt ist, in seinem ganzen Leben nicht so viel verdienen kann, wie diese Leute in einem Jahr oder auch an einem Tag, was solch ein System überhaupt noch an positiven Anreizen beinhaltet. Darauf wußte Herr Ackermann nichts anderes zu antworten, als dem Betreffenden zu empfehlen, sich doch möglichst schnell auch als Banker zu bewerben. (!)
Diese Antwort ist sehr beredt. Sie zeigt, daß solche Leute durchaus intelligente Menschen suchen, auf der anderen Seite aber in einer ganz unverblümten und krassen Weise Egoismus und Geldgier fördern. Das ist das, was hier zum Ausdruck gekommen ist. Und das ist gesellschaftlich gesehen derartig dumm, daß man es eigentlich nur als Witz zitieren kann.

Gesamtgesellschaftliches, verantwortliches Denken geht solchen Leuten wie Ackermann vollkommen ab, wird höchstens insofern anerkannt als es, da wo es existiert, ausnutzbar erscheint für die Maximierung ihres Profits, sei es persönlich oder auch der entsprechenden Bank oder Institution, für die sie arbeiten, das ist letztlich egal. So etwas kann auf die Dauer gar nicht funktionieren. Und deswegen ist auch die Rede von „Kernschmelze“, und genau eine solche Kernschmelze muß nämlich sein. Und die wird auch kommen, da können sie sicher sein.

Das Dilemma, in dem sie eigentlich stecken ist folgendes: Sie rufen durch ihre Tätigkeit, durch das worauf sich ihre Tätigkeit stützt, tagtäglich die Bedingungen für eine solche „Kernschmelze“ immer wieder und millionenfach hervor. Das ist ihr Pech. Sie können noch so viele einzelne Menschen ausschalten, die vielleicht ein bißchen weitsichtiger sind und es auch noch wagen, so etwas auszuposaunen, das wird ihnen letztendlich gar nichts nützen. Denn die Gesetzmäßigkeit bleibt trotzdem diejenige, die sie eben ist. Darin steckt in gewisser Weise die Gnadenlosigkeit der Wissenschaften, der Naturwissenschaften und auch derjenigen Gesetzmäßigkeiten, die die Gesellschaft vorantreiben.

Was diese Vertreter propagieren, nämlich ihre losgelösten und fiktiven Geschäfte zu machen, auf der Basis von mittels Ausbeutung millionenfach produzierter Werte, das ist eben einfach kein Konzept für die Millionenmassen auf der Welt, die total unterbezahlt sind. Das ist einfach kein Konzept für die Gesellschaft, und wenn dieses Verfahren seinen Bankrott erlebt, dann ist es nur gut. Das ist nämlich in Wirklichkeit der reale Gegensatz, der hier zum Ausdruck kommt: die Ausbeutung von Millionen und und Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt durch einige wenige Staaten oder auch Banken oder Spekulanten – seien es einzelne oder Konsortien oder was auch immer- das ist kein Konzept. Da ist der Widerspruch vorprogrammiert, d.h. er steckt von Anfang an in einer unversöhnlichen Form da drin, und die Perspektive ist die, daß er zum Ausbruch kommt. Eine Chinesin oder auch eine Thai oder Inderin oder eine Pakistanerin oder wer auch immer, die 18 Stunden oder mehr am Tag arbeitet und dafür vielleicht einen Euro und 50 Cent als Lohn erhält für ihre nicht selten extrem harte Arbeit- in welchem Verhältnis steht denn das zu solch einem Banker, der den „Markt“ analysiert und vielleicht noch, wenn’s sein muß seine Computercrew mehr oder minder intelligent dirigiert und damit seine Milliarden abkassiert, in der gleichen Zeit? Das ist einfach ein Verhältnis, das nicht dauerhaft funktionieren kann (und auch nicht darf) und das zu Explosionen oder „Kernschmelzen“ tendiert. Der Grund für eine derartige Diskrepanz ist nicht etwa, daß diese Frau nicht ebenso viel Intelligenz zu entwickeln fähig ist wie ein solcher Banker, sondern es ist eine Frage der Möglichkeiten der Entwicklung, eine Frage des gesellschaftlichen Systems, des gesellschaftlichen Prinzips, welches dominiert. Das ist alles. Irgendwie ist das Verhältnis der Werte global vollkommen aus den Fugen geraten, und das ist auch nicht verwunderlich. Es ist nichts anderes als der Kapitalismus, der dieses hervorruft. Und diese globale Krise wird zum Ausbruch kommen, noch in einer ganz anderen Weise als bisher schon. Daran gibt es gar keinen Zweifel. Und wenn die so befürchtete „Kernschmelze“ diesmal vielleicht doch nicht von Griechenland ausgeht, s gibt’s dafür genügend andere Kandidaten auf der Welt. Es gibt zum Beispiel China, und da sieht die Sache noch ein kleines bißchen anders aus.

In der Tat weist die hier von einem solchen „gehobenen“ Vertreter der internationalen Spekulation vertretene „Konzeption“ keinerlei irgendwie positive vorwärtsweisende Elemente, geschweige denn Richtung für die Massen der Gesellschaftsmitglieder auf der ganzen Welt aus und stellt eine wirklich erbärmliche Antwort auf eine ganz normale und vielleicht noch ein klein wenig kritische Frage dieses Zuschauers dar.

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Eins ist jedenfalls klar, daß auf die Dauer gesehen ein derartiges Mißverhältnis zwischen der Riesenmasse von Werte schaffender arbeitender Bevölkerung auf der Welt und einer winzig kleinen Clique von Absahnern, die überhaupt nicht wissen wohin mit dem, was sie da absahnen und deswegen in spielerischer Weise damit herumspekulieren und meinen ihre Spirale (des Profits) kann sich unendlich immer höher drehen, auf die Dauer nicht aufrecht erhalten läßt, das unterliegt gar keinem Zweifel. Das wird explodieren. Dagegen können sie gar nichts machen.

Wie soll man den Vorgang global beschreiben? Der Vorgang ist im Grunde folgender, daß eine winzig – insgesamt gesehen von der Anzahl der Menschen auf der ganzen Welt- kleine Clique in verschiedenen Ländern sich völlig unberechtigter Weise die Milliardenwerte, die tagtäglich von Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt geschaffen werden, aneignen und diese zum Spielball ihrer Spekulationen macht. Was muß man also tun? Man muß ihnen diese Möglichkeit aus der Hand nehmen. Und das ist nicht so einfach, denn auf Grund dieser ganzen Milliardenwerte, die sie sich unberechtigterweise aneignen, tagtäglich, haben sie auch beträchtliche Möglichkeiten, für ihre sog. Selbstverteidigung, d.h. für die Verteidigung ihres unberechtigten Anliegens Sorge zu tragen. Aber das ist eine Sache, die auch nicht auf ewige Dauer ist. Und da muß überlegt werden, wie das bewerkstelligt werden kann.

Man muß sich doch auch hier fragen: was haben denn diese Spekulanten, was hat überhaupt der ganze Kapitalismus letztendlich zu bieten? Was haben sie denn der Masse der Weltbevölkerung zu bieten? Außer daß sie immer nur anbieten können, einige Wenige davon auch zu bestechen? Daß dies eine ganz erbärmliche Konzeption ist, das liegt auf der Hand. Zu bestechen und in ihr System hineinzuziehen, um mit drauf zu sitzen auf der Knochenarbeit, die von den Millionenmassen auf der ganzen Welt geleistet wird. Das werden diese sich auf die Dauer nicht gefallen lassen, und von diesem Aspekt her betrachtet muß man sagen: je mehr Staaten pleite gehen, die an dieser internationalen Auspressung partizipieren, desto besser ist es. Genau das ist gemeint mit „Kernschmelze“, die Leute wie Ackermann und andere befürchten. Es ist eben ganz einfach so: die Mehrheit der Bevölkerung auch hier, jedenfalls derjenige Teil davon, der tagtäglich hart um seine Existenz kämpfen muß, fühlt sich einfach mehr verbunden mit denjenigen Menschen in anderen Ländern, die dieses ebenfalls tun, egal wie weit sie entfernt sind, ob sie in Europa, in Asien, in Lateinamerika oder in den USA sogar leben, mehr verbunden, viel mehr verbunden als etwa mit dieser Spekulantenspezies. Und sie werden auch Wege finden, diese Verbindung zu realisieren.

Wenn man die Geschichte sieht, dann ist es immer so gewesen, daß jede herrschende Klasse gedacht hat, sie lebt ewig, sie herrscht ewig und es kann ihnen dies niemand wegnehmen. Das ist aber nicht der Fall. Der Adel hat es auch mal gedacht, zum Beispiel, daß es keine andere Möglichkeit gäbe als ihre Herrschaft und sie fest im Sattel sitzen und machen können was sie wollen. Von wegen! Es hat sich gezeigt, daß dem überhaupt nicht so ist, daß eine neue Klasse sich entwickelt hat, das Bürgertum, welches ihnen ihr festes im Sattel Sitzen geraubt hat. Das ist heute auch nicht so anders. Die arbeitende Klasse hat auf der Welt schon viele Siege errungen. Sie hat in Rußland gesiegt, sie hat in China gesiegt und in einer Reihe anderer Länder. Und es wird sicherlich auch in der Erinnerung dieser Volksmassen geblieben sein, daß so etwas möglich ist. Und es wird sich auch wieder entwickeln, weil die materiellen Faktoren geblieben sind, die dieses hervorrufen: daß diejenigen Menschen, die die Werte schaffen durch ihre Arbeit, auch davon etwas haben wollen und sich das nicht nehmen lassen wollen, damit eine kleine Anzahl von Menschen auf der ganzen Welt sich die Früchte aneignet und sich alles gönnt was man sich gönnen kann und sich über die große Mehrheit auch noch lustig macht. Was sich heute global ankündigt, sind im Grunde Revolutionen im Riesenformat. Und davor hat eine diese global betrachtet relativ kleine Anzahl von Menschen natürlich Schiß und trifft ihre Vorkehrungen.

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Es gab übrigens doch noch einen weiteren erwähnenswerten Punkt in diesem Gespräch. Es kam auch zur Sprache, welches die Rolle von Alfred Herrhausen in der vorletzten internationalen Schuldenkrise, die damals vor allem Länder wie Mexiko, Brasilien, Argentinien usw. betraf, gewesen war, und daß dieser damals für einen Schuldenerlaß eingetreten sei und in dieser Hinsicht eine Art Pionierrolle in diesen Fragen eingenommen hat. In diesem Zusammenhang fiel von Ackermann ganz nebenbei, auf die Frage, was denn wäre, wenn er selbst heute auch so handeln würde, die Bemerkung: ja dann würde mich wohl das selbe Schicksal treffen wie Herrhausen.(!) Das ist ja interessant. Niemand erwartet von Vertretern des Kalibers Ackermann, daß sie zum Märtyrer für den Fortschritt werden Aber daß das hier überhaupt in einen solchen Zusammenhang gestellt wird, wirft ein Licht auf diejenigen Kräfte, die damals wirklich hinter diesem Mord gesteckt haben und macht deutlich, daß das keineswegs auf dem Mist jener selbsternannten sogenannten Stadtguerilleros von der sogenannten "RAF" gewachsen ist, sondern sehr gezielt politische Absichten internationaler Kräfte damit verfolgt wurden.

 

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