Internet-Statement 2014-28

      

 

Was schert sie ihr Geschwätz von gestern

 Wie die nützlichen Islamisten von gestern heute zum Problem werden und wie
Medien den Schwenk mitmachen

 

 

Wassili Gerhard   31.08.2014    

Muß man wirklich staunen über die geistige Flexibilität, die hier in unserer Presse an den Tag gelegt wird? Da wird überwiegend ein Chor orchestriert, der sich an die Vorgaben des Oberherren anpaßt. Wer gestern der „Gute“ war, ist morgen der „Böse“ und umgekehrt, gerade wie in einem kapitalistischen Betrieb der Arbeiter mal der Pfundskerl ist, wenn er möglichst für 3 arbeiten soll, aber morgen...morgen ist er vielleicht nicht mehr so eifrig und denkt auch mal an die eigene Gesundheit, und dann ist er der unfähige Faulenzer, der die ganzen Jahre mit durchgeschleppt wurde. Und die Käuflichen und die Charakterlosen stimmen dann in diesen Chor mit ein.

So muß man leider nicht zu sehr staunen, daß auch in der Politik und in den Medien ähnliches vorkommt. Da schreibt die FAZ z.B. am 29.08.2014 unter der Überschrift: „Islamischer Staat. Die Ölgeschäfte der IS-Terroristen“, sicher auch mit echter Sorge:

 
„So reiche Extremisten gab es nie zuvor: Die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ verdient jeden Tag Millionen - mit Erdöl, aber auch Erpressung und Schmuggel. Wie lassen sich die Dschihadisten finanziell austrocknen?

Mit ihrer Schreckensherrschaft über eine große Bevölkerung und der Möglichkeit zur Eigenfinanzierung ähnelt die Extremistengruppe, die den amerikanischen Journalisten James Foley enthauptet hat, den Taliban. Anders als diese verfügt „IS“ über lukrative Ölquellen. Das erschwert den Kampf gegen die Terrorfinanzierung.“

 

Aber vor eineinhalb Jahren war es noch ganz anders. Da ging es nicht um „finanziell austrocknen“. Am 22.04.2013 schrieb die gleiche Zeitung noch:

 

Ausnahmen vom Ölembargo EU lockert Sanktionen gegen Syrien

Die EU hat ihre Sanktionen gegen Syrien gelockert. Durch Ausnahmen vom Ölembargo soll die Lage der Zivilbevölkerung verbessert und die Koalition der Opposition gegen Präsident Assad gestärkt werden.“...

„Die Außenminister der 27 EU-Staaten beschlossen am Montag in Luxemburg Ausnahmen vom Ölembargo. Damit soll die Lage der Zivilbevölkerung verbessert und die Koalition der Opposition gestärkt werden. Möglicherweise werden später auch Handels- und Finanzsanktionen mit Ausnahmeklauseln für die Opposition geöffnet.“

(Hier und im Folgenden sind die Hervorhebungen von mir. W.G.)

 

Focus hatte da schon eine viel offenere Sprache:

 

„Die EU-Staaten haben das Ölembargo gegen Syrien gelockert, um die Opposition zu unterstützen. Produktionsanlagen unter Kontrolle der Aufständischen dürfen demnach künftig Öl in EU-Staaten exportieren. Das beschlossen die Außenminister der Europäischen Union auf ihrem Treffen am Montag in Luxemburg. Ziel ist es, den Gegnern der Regierung von Präsident Baschar el Assad Einnahmen zum Wiederaufbau in den von ihnen kontrollierten Gebieten zu verschaffen.“

 

Und in eben jener Opposition tummelten sich zu jener Zeit zunehmend die extremen Islamisten, teils mit Al-Kaida-Hintergrund, die immer grausamer wurden, gefangene Soldaten massakrierten, vergewaltigten, Menschen jeden Alters und Geschlechts umbrachten, wenn sie sich ihrem extremen Islamismus nicht unterordneten, Islamisten und Abenteurer aus aller Welt kamen, um sich als losgelassene Killer zu produzieren, Manche kamen auch aus Libyen, wo sie auch schon mit NATO-Unterstützung ihr Unwesen treiben konnten - kurz: Da erinnerte schon Manches an die Erscheinungen, die man jetzt von Isis kennt, die Vorläufer in Syrien waren da mit darunter. Da war man blind, weil man nicht sehen wollte, was man sich da heranzüchtete, solange es gegen Assad ging. Nach dem US-amerikanischen Motto: „Was schert mich, daß er ein Schweinehund ist, wenn er nur mein Schweinehund ist.“ (Aber das ist natürlich immer als eine humanitäre, ach so menschenfreundliche Haltung zu verkaufen.)

 

Hätte es mit dem Drehbuch für Syrien geklappt, dann wäre natürlich vor einem Jahr dann etwa die Bombardierung Syriens gekommen, die Majorität der syrischen Bevölkerung, die immer noch im von der Assad-Regierung beherrschten Gebiet lebt (und wahrscheinlich überwiegend froh ist, daß sie nicht im Gebiet der Islamisten lebt) wäre einem Bombardement unterzogen worden und eine Interventionstruppe wäre hineingegangen. Das hat dann doch nicht geklappt. Und nun ist im inneren der Kessel auf andere Weise hochgegangen.

 

Und im Hinblick auf den geplanten Ablauf hatten die USA schon die Parole vorgegeben (Spiegel Online vom 21.04.2013):

 

„Istanbul - Insgesamt eine Milliarde Dollar will US-Außenminister John Kerry bei der internationalen Gemeinschaft für die syrische Opposition einsammeln. Die USA würden ihre Finanzhilfen auf 250 Millionen Dollar verdoppeln, kündigte Kerry auf dem Treffen der internationalen Syrien-Freundesgruppe in Istanbul an. Er rief die internationale Gemeinschaft aber dazu auf, ihre Hilfen für die Rebellen ebenfalls aufzustocken.

Präsident Barack Obama habe ihn angewiesen, "unsere Anstrengungen zu verstärken", sagte US-Außenminister Kerry bei einer Pressekonferenz mit seinem türkischen Amtskollegen Ahmet Davutoglu und dem scheidenden Chef des Oppositionsbündnisses Nationale Koalition, Ahmed Moas al-Chatib. Es sei ein kritischer Punkt erreicht, der Konflikt drohe inzwischen auf die Nachbarstaaten überzugreifen, sagte Kerry und forderte, "das Blutvergießen muss aufhören".

Der US-Außenminister kündigte zudem an, die Rebellen mit "nicht-tödlicher" Militärausrüstung auszustatten, die über die bisherigen militärischen Nahrungsmittelrationen und die Versorgung mit medizinischem Material hinausgehe. Um welche Ausrüstung es sich dabei genau handelt, werde in "Zusammenarbeit mit dem Obersten Militärrat", der militärischen Leitung der syrischen Opposition, festgelegt. Nach Berichten von US-Medien planen die USA, den Rebellen Schutzwesten, Nachtsichtgeräte und gepanzerte Fahrzeuge zu liefern.

Also: Wo haben die ISIS-Truppen wohl ihre vielgerühmte Ausrüstung großenteils her? Vielleicht war das nicht direkt für sie bestimmt, aber für das Millieu, aus dem sie in Syrien stammen.

 

 

Und sage keiner, das konnte man nicht wissen. Schon in einem Beitrag im Deutschlandfunk von Thomas Avenarius vom 11.02.2012 hieß es warnend unter der Überschrift „Biotop für einen Bürgerkrieg“ :

 

„Das Assad-Regime ist mehr als der Mann oder die Familie. Die Damaszener Despotie ist ein über Jahrzehnte gewachsenes System. Zusammengehalten wird es durch einen brutalen Repressionsapparat, durch Korruption und das Ausspielen der Religionsgruppen und Minderheiten gegeneinander. Bei alledem bleibt Syrien aber ein säkularer Staat. Dieser Staat stützt sich wegen seiner sunnitischen Bevölkerungsmehrheit auf bestimmte Gruppen: Alawiten, Christen, Säkulare, Offiziere.
Wenige Syrer lieben das Assad-Regime, stützen den Diktator aus tiefster Überzeugung. Aber sie fürchten die Opposition. Und sie haben viel zu verlieren. Unter den Regimegegnern mögen sich alle Gruppen finden: Jugendliche, Demokraten, Islamisten, Christen.
Getragen aber wird die Rebellion von der sunnitischen Mehrheit. Und je blutiger der Aufstand wird, desto mehr wird er religiös befeuert - und damit zwangsläufig auch islamistisch.
Angesichts des fortgesetzten Blutbads rufen US-Abgeordnete nach Waffenlieferungen. Sie wollen den Aufständischen Gewehre und Bazookas liefern. So wie vor 30 Jahren - wer erinnert sich daran? - die Gotteskrieger in Afghanistan bewaffnet wurden: Sie kämpften zehn Jahre gegen die Rote Armee der Sowjets, bis sie sie besiegten. Und danach am Hindukusch ein Bürgerkrieg begann, der bis heute dauert. Er hat inzwischen die wichtigsten westlichen Militärmächte - Deutschland zählt dazu -
in einen Sumpf gezogen, aus dem sie sich kaum befreien können.“

 

Soviel Voraussicht war also auch damals schon möglich.

 

Und auch jene Meldung gab es interessanterweise fast zur gleichen Zeit wie den Beschluß zur Begünstigung der Rebellengruppen (Basierend auf einer Meldung von Reuters vom 20.04.2013 wiedergegeben auf der südafrikanischen Webseite Eyewitness News (http://ewn.co.za):

 

„BEIRUT - Islamist rebels are clashing with tribesmen in eastern Syria as struggles over the region's oil facilities break out in the power vacuum left by civil war, activists said on Saturday. One dispute over a stolen oil truck in the town of Masrib in the province of Deir al-Zor, which borders Iraq, set off a battle between tribesmen and fighters from the Nusra Front, an al-Qaeda linked rebel group, which left 37 killed, according to the Syrian Observatory for Human Rights. The fighting, which started in late March and lasted 10 days, was part of a new pattern of conflict between tribal groups and the Nusra Front, said a report from the Observatory, a British-based group which opposes Syria's government and draws information from a network of activists in the country. As the civil war between President Bashar al-Assad's forces and different rebel groups enters its third year, secondary conflicts are emerging over influence and resources such as oil. More than 70,000 people have been killed in Syria's conflict so far, according to the United Nations. Rebels and local tribes in Deir al-Zor accuse each other of stealing oil from fields in Syria's most energy-rich region. Masrib tribesmen called for help from Assad's forces against Nusra, acc

 

Und auch diese Meldung finden wir zu jener Zeit, sie ist vom 22.04.2013 aus der Global Post:

 

„OILFIELDS UNDER REBEL AND REGIME CONTROL: Syria's main oilfields are concentrated around the northeastern provinces of Deir Ezzor and Hassaka, near the Iraqi border, and is where key sector players such as Shell and Total operated until they suspended their activities. The oil from this region is of high quality.

The Britain-based Syrian Observatory for Human Rights (SOHR) estimates that the bulk of these oilfields are now controlled by rebels -- a main motive for the EU wanting to ease the embargo -- and Al-Nusra Front militants in particular.

President Bashar al-Assad's regime still controls the al-Omar oilfield -- one of the regime's last positions east of Deir Ezzor city -- and in the far northeast, the state-owned Syrian Petroleum Company (SPC) exploits some wells located in territory controlled by the Kurdish minority.“

 

 

Hier finden wir interessanterweise die Al-Nusra-Front und Al-Kaida, also gerade jene selbst schon radikal islamistischen Kräfte, aus denen ISIS hervorgegangen sein soll, wie sie sich in den Besitz des Erdöls bringen, gerade zum Zeitpunkt, als die EU-Staaten beschließen, daß die „Opposition“ gefördert werden soll, indem ihr der Handel mit Erdöl erlaubt wird und sie darin gefördert wird. Und wenn sie uns damals etwas von den angeblich so gemäßigten Oppositionellen erzählt haben, die sie damit fördern wollten, so waren sie entweder äußerst dumm oder äußerst dreist. Aber sicher waren sie eifrig bestrebt, in das vorgegebene Horn zu stoßen. Und wir haben hier ein gut belegbares Beispiel, wie wenig man dieser Presse heute trauen darf.

 

 

 

Verweisen möchte ich hier auch auf den Artikel von Maria Weiß vom 27.08.2014:

US-Imperialist pragmatism leads to absurd situations
US-Imperialistischer Pragmatismus führt zu absurden Situationen

 

 

Links der angeführten Artikel (und weitere)

 

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/devisen-rohstoffe/islamischer-staat-die-oelgeschaefte-der-is-terroristen-13122673.html

 

http://www.faz.net/aktuell/politik/europaeische-union/ausnahmen-vom-oelembargo-eu-lockert-sanktionen-gegen-syrien-12158588.html

 

http://www.focus.de/politik/ausland/krise-in-der-arabischen-welt/syrien/zur-unterstuetzung-der-rebellen-eu-lockert-oelembargo-gegen-syrien_aid_968151.html

 

http://www.deutschlandfunk.de/biotop-fuer-eine-buergerkrieg.858.de.html?dram:article_id=123302

 

http://www.spiegel.de/politik/ausland/finanzhilfen-fuer-syrien-usa-wollen-eine-milliarde-dollar-einsammeln-a-895601.html

 

http://ewn.co.za/2013/04/20/Rebels-battle-with-tribesmen-over-oil

 

http://www.globalpost.com/dispatch/news/afp/130422/syrias-oil-industry-choked-conflict-and-sanctions

 

http://www.spiegel.de/politik/ausland/rohstoffe-in-syrien-rebellen-verschleudern-oel-zu-dumping-preisen-a-899972.html

 

 

 

 

 

www.neue-einheit.com                           www.neue-einheit.de 

 

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