Internet Statement 2015-03

 

 

Opel Bochum und das war`s ?

 

Maria Weiß   03.01.2015   

Die Schließung des Bochumer Opelwerkes gibt noch einmal Anlaß, darüber nachzudenken, unter was für Bedingungen Arbeit in dieser Gesellschaft stattfindet. Der Arbeiter arbeitet hier vorwiegend für den Profit des Werkseigners, des Kapitalisten, wenn man so will. Nicht etwa für sich selber, davon kann zum allergrößten Teil keine Rede sein. Was er für seine Arbeit an Lohn erhält, ist zum allergrößten Teil dafür bestimmt, seine Fähigkeit zu arbeiten zu erhalten, wobei das Maß dafür allerdings auf der Welt extrem unterschiedlich ist. In unserer heutigen Gesellschaft hier scheint es, als würde es ganz gut zum Leben reichen. Das ist allerdings ein Irrtum, denn es reicht überhaupt nicht, wenn man es damit vergleicht, was man gibt. Das zum einen. Zum anderen reicht es auf keinen Fall dafür, das zu erreichen, was man sich vom Leben erhofft. Dafür reicht es in den allermeisten Fällen selbst in unserer Gesellschaft nicht aus. Es reicht ja noch nicht mal dafür aus, daß man im Alter einigermaßen leben kann, wobei natürlich auch mit Fragzeichen zu versehen wäre, was es für einen Sinn macht, sein Leben nur auf die Zeit des Nicht-Arbeitens, sprich der Rente auszurichten, solange man überhaupt solange arbeiten darf und kann.

 

Die gesellschaftlichen Bedingungen sind hier so, daß man eben oft auch schon vorher auf die Straße gesetzt wird, wann immer es dem Kapitalisten erscheint, daß sein Gewinn nicht ausreicht, daß er woanders vielleicht bessere Profite machen kann, wenn es nicht möglich ist, zu verhindern, daß ein Werk geschlossen wird, wie eben jetzt wieder mal bei Opel in Bochum. Es wird zwar immer wieder versucht, mit Streiks, mit Besetzungen sogar, aber derartige Bemühungen sind insgesamt gesehen bislang in dieser Gesellschaft wenig von Erfolg gekrönt gewesen, was seine Ursache unter anderem darin hat, daß der Radikalismus hier sehr schnell an seine Grenzen stößt. Konkret spiegelt es sich zum Teil darin wieder, daß man denkt, man habe mehr zu verlieren als zu gewinnen. Dazu kommen auch negative Erfahrungen , die vor allen Dingen hierzulande, bzw. überhaupt in vielen Ländern Westeuropas, aber auch Osteuropas, der ehemaligen Sowjetunion, mit den Versuchen, einen Sozialismus in der Gesellschaft zu etablieren, gemacht worden sind, von denen man leider sagen muß, daß sie alle aus den verschiedensten Gründen gescheitert sind. Über die Ursachen des Scheiterns wird viel zu wenig nachgedacht und erst recht nicht debattiert. Konfrontiert ist man hingegen mit einer permanenten Hetze der Bourgeoisie gegen alle Versuche eine sozialistische Gesellschaft zu erreichen, in der die arbeitenden Massen das Heft nicht nur gewinnen sondern es auch in der Hand zu halten verstehen. Obwohl das nicht immer offen ausgesprochen wird, ist es fast immer in den offiziellen Berichterstattungen und Analysen geschichtlicher Versuche enthalten, angefangen mit „Diktatur“ oder „Unrechtstaat“ bis hin zur offenen Diffamierung, wobei ich natürlich nicht der Ansicht bin, daß es an den früheren Versuchen des Sozialismus nichts zu kritisieren gibt, ganz im Gegenteil. Sie sind ja auch nicht grundlos gescheitert. Indem sie aber derartig verhetzt werden, wird damit zugleich versucht, die Kritik und die Diskussion darüber zu verhindern. Das erscheint wie ein „Muß“ in den Medien als auch in offiziellen gesellschaftlichen Kreisen, in denen politische Debatten stattfinden.( Man kann es gerade wieder am Beispiel Thüringen sehen, wo die schon extrem bürgerlich angepasste so genannte Linkspartei nun den Ministerpräsidenten stellt, da kennt die Hetze gar keine Hemmungen, da wird dem Kandidaten abgerungen, erstmal einen ganz großen Kotau vor dieser Hetze zu machen und sich selbstverständlichen von diesem früheren gescheiterten Versuch einer sozialistischen Gesellschaft zu distanzieren. Es ging sogar so weit, gegenüber sämtlichen Leuten, die damals im Gefängnis saßen – egal ob tatsächlich zu recht oder zu unrecht - Abbitte zu leisten.)

 

Diesem permanenten Druck, der in der heutigen Gesellschaft existiert, wird meiner Ansicht nach viel zu weitgehend nachgegeben, was u.a. zur Folge hat, daß die Sklavenarbeit gegenüber dem Kapital eben funktioniert, allerdings im internationalen Vergleich betrachtet zum Teil auf einem relativ hohen Niveau.

 

Es führt aber auf die Dauer kein Weg darum herum, auch eine solche gesellschaftliche Kritik wieder zu leisten, bzw. wieder zu entwickeln, vor allen Dingen in der Praxis. Und nicht nur das, daneben ist auch unvermeidlich, sich selbst zu hinterfragen, seine eigenes Verhalten und seine eigenen Handlungen einer Kritik unterziehen. Das mag manch einem vielleicht wie ein Horror erscheinen, aber es ist gar nicht so schlimm. Man muß sich nur daran gewöhnen, permanent zu hinterfragen, was man tut. Das ist eigentlich für jeden, der z.B. etwas macht, was gefährlich ist oder auch was man noch nicht so gut kann, selbstverständlich, weil man sonst sofort im Graben landet, sozusagen. Aber das wird oft nicht auf gesellschaftliche Fragen und Prozesse übertragen. Man muß die Unterscheidung zwischen richtig und falsch, das „Eins teilt sich in Zwei“, zum Alltag für sich machen. Wobei sich eine solche Entscheidung in sehr vielen Fällen, in den allermeisten sogar, an objektiven Maßstäben zu orientieren hat.

 

 

Auch in anderen Bereichen der Gesellschaft, in der Wissenschaft beispielsweise, ist das notwendig. Ein Beispiel, wie man nicht richtig analysieren kann, ist der Spiegel-Autor Herfried Münkler kürzlich in einer Zusammenfassung: „Gegenwart der Vergangenheit“. Er läßt zum Beispiel in seiner Kritik an den Westmächten vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs vollkommen außer Acht, daß eines der Hauptziele von deren Förderung des Nazismus in Deutschland darin bestanden hat, die revolutionäre, kommunistische Arbeiterbewegung zu unterdrücken und letztendlich auch zu vernichten, die damals in Deutschland ziemlich stark war und gerade Anfang der dreißiger Jahre immer mehr Zulauf und Unterstützung bekam. So etwas fällt einem solchen bürgerlichen Denker offenbar gar nicht erst ein, was im übrigen auch eine erhebliche Beschränktheit seines eigenen Wissens dokumentiert.

 

Sich auf die eigene Kraft besinnen – das ist das, was Not tut.

 

 

 

 

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