Internet Statement 2015-58


"Refugees are welcome" aber "Hände weg vom Tempelhofer Feld!" - das soll Öko-Kiez-Refugium bleiben?

Klas Ber 7.11.2015     

Sagt und meint die Linke, meinen die Grünen, meinen die Piraten, meint diese ganze Initiative, die bereits gegen jegliche Bebauung des Tempelhofer Feldes angetreten ist, die ein Gesetz durchgebracht hat, welches keinerlei Entwicklung auf dem Feld zuläßt, jetzt, da der Vorschlag vom Berliner Senat kommt und diskutiert wird, dieses Areal auch zur Unterbringung für die vielen Flüchtlinge, die auch hier in Berlin ankommen, zu nutzen.

Die Vertreterin der Grünen hält dagegen: „Dagegen gibt es durchaus eine Reihe anderer Grünflächen in Berlin, die unproblematisch für eine temporäre Unterbringung genutzt werden könnten.“ Aber da man sich nicht gänzlich die Blöße geben darf, erklärt sie noch: „Eine winterfeste Unterbringung von Flüchtlingen beispielsweise in Traglufthallen außerhalb des Feldes entlang des Tempelhofer Damm ist durchaus denkbar.“
Nicht einmal „modulare Bauten“ dürfen es also sein und schon gar nicht auf dem Feld selbst, sondern auf dem Vorfeld an der Straße.
Was für eine Zumutung das für Menschen und gerade im Winter ist, in Traglufthallen leben zu müssen, das interessiert diese Leute plötzlich gar nicht mehr, obwohl sie die Flüchtlingswelle gerade noch willkommen heißen. Und was in krassem Gegensatz zu dem steht, was dringend notwendig ist, und zu dem, wie sie sich sonst gerne geben. Überhaupt wird gerade von diesen Kräften äußerst abweisend und bürokratisch argumentiert, wenn es darum geht, daß das „Tempelhofer Feld“ unbedingt Feld bleiben sollte und ja nicht in eine Entwicklung hineingezogen wird.

Diese politischen Kräfte, die agieren hier sonstwie flüchtlingseinladend - aber da heißt es dann: „Hände weg vom Tempelhofer Feld“ (Die Linke). Wie hy¬po¬kri¬tisch ist das denn, wie zynisch! Einmal den Menschen gegenüber, denen ihr Land erst durch Krieg zerstört wurde, dort die Perspektive genommen wird, und die jetzt zu so einer Massenflucht hierher erst ermuntert wurden, von hiesigen und anderen Politikern. Auch "Refugees are welcome" spielt dabei eine Rolle. Und dann nicht zuletzt auch der eigenen Bevölkerung gegenüber, für die es eh schon zu wenig preiswerte und bezahlbare Wohnungen gibt, auch ohne Flüchtlingswelle. Und da stellen sich diese Kräfte weiterhin hin und wollen keine Bebauung so eines riesigen Feldes zulassen.

Die Verhinderung jeglicher Bebauung des Tempelhofer Feld mit Wohnungen war von Anfang an falsch. Unter der jetzigen Entwicklung wird es jedoch geradezu absurd. Das nützte und nützt der Preistreiberei, der Spekulation auf dem Wohnungssektor und trifft vor allem die einkommensschwachen Schichten der Gesellschaft, und jetzt vor allem tausende Flüchtlinge, die man eher in Traglufthallen frieren lassen will, als eine Bebauung zuzulassen! Und da kann man auch nicht davon ablenken und auf noch leerstehenden Wohnraum verweisen, der muß und wird selbstverständlich auch genutzt werden.

Auch der Volksentscheid von 2014 zum Tempelhofer Feld wird natürlich als Gegenargument in die Waagschale geworfen. Aber darauf kann man berechtigt erwidern. Wenn man angesichts der Flüchtlingsmassen, die hier eintreffen und untergebracht werden müssen, die Beschlagnahme von leerstehenden Geschäfts- oder gar Wohnräumen beschließen kann*, dann kann man erst recht, und eigentlich zuallererst, die Nutzung eines solchen Feldes beschließen.

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* So gerade erst geschehen in der Bezirksverordnetenversammlung von Friedrichshain-Kreuzberg. Die hat beschlossen, daß leere Wohnungen im Bezirk notfalls beschlagnahmt werden, um dort Flüchtlinge und Obdachlose unterzubringen. Der entsprechende Antrag wurde von Grünen, Linken und Piraten eingebracht und dann mit den Stimmen der SPD angenommen. Beim Tempelhofer Feld aber versuchen die gleichen Kreise darauf zu beharren, so ein großes Feld auf keinen Fall als Wohngebiet zu nutzen und brach liegen zu lassen.


 

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Tempelhofer Feld - absurder geht's nimmer "Ihr habt keine Wohnung - dann geht doch spazieren"!
vom 21.05.2014