Internet Statement 2017-13

 

Wer das Korn sät, soll auch die Ernte einfahren

Wie will man eigentlich die Ausbeutung abschaffen, wenn man dieses wichtige Prinzip nicht zu schätzen weiß?

Zu einer wichtigen, nicht nur geschichtlichen Frage

Maria Weiß  04.02.2017     


Das ist wie mit den Nazis damals: man darf sie erst gar nicht hoch kommen lassen. Das ist entscheidend. Und heute ist es ebenso: wenn sie erst dran sind, dann kann es für eine ganz wichtige Phase zu spät sein. Das heißt aber auch zugleich, daß eine gewisse Art Fähigkeit zu Vorausdenken heute von jedem Menschen gefordert ist. Und das gilt aktueller Weise in Europa in einem ganz besonderen Maße.

In Frankreich stehen Wahlen an. In Deutschland stehen Wahlen an, und das heißt zugleich, daß man in gewisser Weise auch mit seinem Votum die Weichen für die Zukunft stellt. Sicherlich sind die Möglichkeiten für die verschiedenen Menschen in diesen Ländern unterschiedlich, die Fähigkeiten, sich darüber Gedanken zu machen und Entscheidungen zu treffen ebenfalls, aber man sollte da mit Sorgfalt herangehen und nach Möglichkeit seinen Kenntnisstand erweitern, um richtige Entscheidungen zu treffen. Das galt auch für die 1930er Jahre des letzten Jahrhunderts. Vielleicht sollte man sich mal darüber Gedanken machen, warum es den damaligen Kräften des Fortschritts nicht gelungen ist, eine solch rückschrittliche Kraft wie die Nazis damals in Deutschland zu verhindern. Eine solche Frage muß man sich doch heute stellen, oder will man etwas Ähnliches wieder produzieren?
(siehe dazu auch: Frankreich – was für eine Wahl? 16.04.2007).

Man sollte sich keinerlei Illusionen darüber hingeben, auch nicht, was die Methodiken angeht. Eine davon ist beispielsweise, es zu versuchen mit „man probiert’s einfach mal, mal sehen wie es ausgeht“. Das haben die Nazis auch so gemacht. Zum Beispiel 1938 mit der sogenannten „Reichskristallnacht“, wo sie die jüdischen Geschäfte zerschlagen haben. „Probieren wir mal, wie die Wirkung ist“, haben die sich damals gesagt. Und leider war der Widerstand gegenüber solchen Verbrechen damals in der Bevölkerung entsprechend schwach. Daraus sollten wir heute lernen, indem wir den Widerstand gegen derartige Verbrechen auch in einer verkleinerten, abgeschwächten Form verhundertfachen. Die gesellschaftliche Konterrevolution in Form der Rechten geht meistens nicht gleich auf ganzer Linie gleichzeitig vor, sondern sie operiert mit Versuchen: Mal sehen, mal testen, wie die Reaktion in der Bevölkerung ausfällt. Das ist es, was sie erstmal interessiert. Und das ist auch heute überhaupt nicht so viel anders. „Wehret den Anfängen“ – ein solcher Zeitpunkt scheint nicht nur in unserem Land bedauerlicherweise wieder mal gegeben zu sein, selbst wenn es in anderen Formen erscheint als damals [1].

Nicht nur in unserem Land, sondern auch in unserem Nachbarland Frankreich und vielleicht auch noch in einigen anderen europäischen Staaten ist das aktuell, und man sollte darauf unbedingt sein Augenmerk behalten, selbst wenn sich derartige Kräfte heute zum Teil tarnen und nicht gleich mit ihrem vollen Programm heraus rücken. Es sieht einiges danach aus, als befänden wir uns gegenwärtig auf der Schwelle zu einer neuen Form der Auseinandersetzung mit einem sich entwickelnden Faschismus. Dabei sollte man einen Fehler allerdings nach Möglichkeit vermeiden, nämlich das Ergebnis der bevorstehenden Wahlen einfach erstmal abzuwarten. Das Fatale an der Entwicklung ist, daß es zu spät sein könnte.

Dabei ist es eigentlich doch gar nicht so schlecht, was hier läuft, es ist gewissermaßen lebensbejahend, wenn man sieht was hier vorgeht. Junge Männer mit kleinen Babies umgebunden, die mit ihren Frauen auf der Straße spazieren, wie früher nur Frauen es taten. Das ist Leben. Und wenn man auf der anderen Seite sieht, was gewisse grüne Menschheitsverleugner treiben, dann kann einem davon schlecht werden und es wird sehr deutlich, wie notwendig es ist, dieses Gesellschaftssystem abzulösen. Etwas Derartiges gab es hier zuletzt in den 1980er Jahren, obwohl das mit den Kindern damals noch stärker auf die Frauen konzentriert war. Und was ist dann passiert? Diese kurze Phase der Entwicklung wurde liquidiert. Da haben sich wohl welche von den Reaktionären gesagt: Um Gottes Willen, was ist das denn? Die Scheißdeutschen, die wagen es wieder, Nachwuchs zu bekommen. Da muß etwas passieren dagegen. Und es passierte auch. Seit 1985 gibt es das menschenfeindliche grüne Liquidationsprogramm. Das war die Antwort auf diese kurze Phase der menschlichen Weiterentwicklung in diesem Land. Und mit dieser Antwort haben wir heute immer noch zu tun. Schlimmer wäre es, wenn es nicht die vielen Flüchtlinge gäbe, die hier wieder mal eine Art „Wende“ einzuläuten geeignet sind, aber eine die der Bourgeoisie hier, der Angela Merkel und den Grünen, auf die Dauer gar nicht passen kann, wenngleich letztere sich eifrig befleißigen, das Gegenteil zu bekunden.

Gehen wir mal ein ganz erhebliches Stück zurück in die Geschichte. Was war denn das Wesen der sogenannten deutschen Revolution? Es war doch das, daß durchgesetzt wurde, daß diejenigen Kräfte in der Gesellschaft, die tatsächlich die Arbeit machen, selber auch die Führung und die Leitung der Gesellschaft übernehmen. Zum ersten Mal setzte sich dieses Prinzip in Deutschland durch gegen Ende des siebten Jahrhunderts, als die Übertragung der Macht weg von einem völlig abgehobenen Königtum hin zu dessen Hausmeier erfolgte, was damals erst den Übergang von den Merowingern zu den Karolingern einleitete. Das war ein ganz wesentliches Prinzip, welches sich damals damit gesellschaftlich durchsetzte, natürlich erstmal nur innerhalb des beschränkten Rahmens einer feudalen Macht. Dieses Prinzip ist aber fundamental und es gilt heute immer noch, denn es muß auch dauerhaft verwirklicht sein, wenn eine andere gesellschaftliche Klasse, beispielsweise das Proletariat, die Macht inne hat. Es muß auch in revolutionären Vereinigungen und Zusammenschlüssen bestimmend sein. Das bedeutet nicht, daß nicht in der Tendenz die ganze Gesellschaft dahingehend verändert werden muß, daß im Grunde Jede und Jeder diese Leitung zu übernehmen fähig ist. Das ist das Ziel, aber dazu gibt es noch eine ganze Menge zu tun.

Die Nazis haben dieses System pervertiert, indem sie nominell so etwa vorgetäuscht haben, den gesellschaftlichen Inhalt aber zu vernichten bestrebt waren, indem sie neben einer ganzen Reihe anderer gesellschaftlicher Repräsentanten und Schichten vor allem die revolutionäre Klasse in der Gesellschaft, das Proletariat, zu vernichten trachteten. Das muß aber nicht immer wieder so sein. Ob das gelingt, ein solches Prinzip in einer revolutionären Form dauerhaft durch zu setzen bestimmt sich an der Entwicklung der Klassengesellschaft hin zu einer klassenlosen Gesellschaft. Nur dort ist dieses Prinzip vollständig und dauerhaft verwirklichbar. Der Nazismus hat zwar gewissermaßen demagogisch daran angeknüpft, aber es zugleich total pervertiert, auch indem er die eigene Nation in Gegensatz zu allen übrigen Völkern gestellt hat. So geht das natürlich keinesfalls. Der Internationalismus ist elementarer Bestandteil eines jeden revolutionären Systems und macht auf die Dauer die Aufhebung der Klassengesellschaft, die Aufhebung des Systems der Ausbeutung auf der ganzen Welt erforderlich.

Im Sport gilt das Prinzip „Möge der Bessere gewinnen“. In einer bestimmten Weise gilt das auch in Bezug auf die Gesellschaft. Daß Betrug dabei außen vor zu bleiben hat, braucht eigentlich nicht erwähnt zu werden. Manche gesellschaftlichen Kräfte meinen allerdings, der große Sprung nach Hinten tut es auch. Irgendwie paßt es zusammen: Beide, sowohl Betrüger als auch Reaktionäre glauben, der große Sprung nach hinten tut es auch. Mal sehen, wo sie damit landen.

Nehmen wir folgendes Beispiel: Trump hat sich die Vernichtung des Islamismus auf die Fahne geschrieben und Erdogan das glatte Gegenteil, den Islamismus wieder aufleben zu lassen. Fein. Das Resultat ist im Prinzip wahrscheinlich dasselbe. Gegen Dummheit ist eben kein Kraut gewachsen, aber wir sollten zu verhindern versuchen, daß die Menschheit wieder mal dafür bezahlen muß.

Das Schlimme ist nur, daß in Frankreich Ähnliches der Fall ist. Und in Rußland auch. Jede dieser wirklich großen Nationen, die geschichtlich erhebliche Leistungen vollbracht haben, ist nunmehr eifrig damit befaßt, die eigenen Errungenschaften in den tiefsten Dreck zu ziehen. Was tun dagegen? Diese Frage stellt sich in aller Dringlichkeit für alle wirklich am Fortschritt interessierten Kräfte und Vertreter, nicht nur in Europa.

So ist das eben mit der parasitären Schicht in der Gesellschaft: Sie können zwar nicht auf uns verzichten, aber wir können sehr gut auf sie verzichten. Erstere wissen das natürlich sehr genau, und deswegen rotten sie sich zusammen und versuchen durch Krieg und Zerstörung ihre Haut noch ein Weilchen länger über die Runden zu retten.

Das Prinzip aber, daß Diejenigen, die die Arbeit machen, auch die Leitung in der Gesellschaft haben sollen, ist eigentlich eines, was sich durch die ganze Geschichte, durch die ganzen Klassenkämpfe durchzieht. Es ist nur sehr schwierig, es dauerhaft durchzusetzen, weil es zurück zerrende Kräfte gibt, die mit allen Tricks versuchen, sich dagegen zu stemmen. Aber es ist das, was sich letztendlich durchsetzen wird. Und wenn man in dieser Hinsicht in die Geschichte zurück blickt, dann kann man auch vertrauensvoll in die Zukunft schauen. Der erste Weltkrieg hat Revolutionen hervorgebracht. Der zweite hat ebenfalls Revolutionen hervorgebracht, warum also sollte ein dritter diese nicht hervor bringen? Natürlich entwickeln sich mit der Entwicklung der Produktivkräfte zugleich auch die Mittel der Zerstörung. Man braucht nur das Beispiel der Atombombe zu nehmen. Das heißt aber noch lange nicht, daß damit das Ziel der Reaktion erreicht ist und daß aus Angst und Schrecken davor, vor dieser Zerstörungsmöglichkeit, die ganze Welt ewig vor ihnen kuschen wird. Das wird nicht sein. Und es wird auch nicht so sein, daß die Welt selbst in der Folge eines solchen Krieges, der vielleicht unvermeidlich ist, sich selbst zerstört. Dafür sorgen nicht zuletzt auch die Widersprüche unter den verschiedenen herrschenden Cliquen selbst. Damit will ich keineswegs die Gefahren klein reden. Sie können gewaltig sein in ihren Auswirkungen. Aber das ist eben nicht alles. Und das zeigt die ganze Geschichte der Menschheit. Keine Gefahr, kein Krieg, kein kriegerisches Mittel hat in der gesamten bisherigen Geschichte die Menschheit davon abhalten können, sich für den Fortschritt einzusetzen. Das liegt einfach in der Natur des Menschen selbst. Fortschritt und Entwicklung sind Produkte des Kampfes der Gegensätze, egal auf welchem Gebiet, ob auf naturwissenschaftlichem oder auf geisteswissenschaftlichem oder auf gesellschaftlichem er sich bewegt, überall – sieht man in die Geschichte - hat sich dieses Prinzip durchgesetzt. Warum sollte sich das eigentlich ändern? Sicherlich nicht, weil bestimmte herrschende Kreise davon träumen. Auch die Nazis haben gedacht „uns schafft keiner“ und wo sie geendet sind, das weiß jeder. Und nebenbei, eine Neuauflage von Letzteren, auch wenn sie versucht, sich an bestimmte Großmächte heranzuschmeißen, würde noch viel kläglicher und schneller enden.

 

 

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[1] In diesem Zusammenhang muß man sich allerdings fragen, was die kürzlich erfolgte Ablehnung eines Verbots der NPD bezweckt. Will man etwa wieder abwarten, bis es zu spät ist? Die ganzen Krokodilstränen kann man sich doch sparen, wenn man die praktische Konsequenz verweigert.


 

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