Internet Statement 2019-80

Heuchelei und Krokodilstränen über Syrien

Maria Weiß  24.12.2019

Wie wäre es denn, wenn man all den niedlichen kleinen Kindern, den Familien und den netten jungen Männern, welche in den griechischen Flüchtlingslagern auf der Insel Lesbos nunmehr schon seit mehreren Jahren festsitzen, ihr Land mal wiedergeben würde, damit sie sich entfalten können? Wer denkt denn daran? Daran denkt weder der internationale Imperialismus noch etwa die europäische Bourgeoisie. Nein, die haben ganz andere Probleme. Die haben angeblich das Problem: Wohin mit all diesen Flüchtlingen? Und lasset doch die Kindlein zu uns kommen. Es ist doch so grausam, daß sie die ganze Zeit unter solch unsäglichen Bedingungen dort vegetieren. So der Grüne Robert Habeck. Recht hat er! Aber vielleicht sollte man erst mal Ursachenforschung betreiben, warum sie alle dort sitzen. Und um diese Frage richtig zu beantworten, muß man mal auf die imperialistische Mittelostpolitik zu sprechen kommen, angetrieben von Obama, fortgesetzt von Donald Trump und unterstützt von der europäischen Bourgeoisie. Die Krokodilstränen, die in dieser Hinsicht von Letzterer vergossen werden, die kann man vergessen. Das ist die Spitze an Heuchelei. Und zu dieser Bourgeoisie zählt heutzutage auch ein Großteil der Grünen.

Warum wurde denn überhaupt – neben der Förderung und Bewaffnung von Oppositionskräften unterschiedlichster Couleur im Land bis hin zu extremen islamischen Fanatikern, womit letztlich auch der IS mit aufgerüstet wurde – ein Einsatz europäischer militärischer Kräfte in Syrien beschlossen? Weshalb mußte das überhaupt sein? Angeblich deswegen, weil ja der Diktator Assad sein Volk so schlecht behandelt, und dies obendrein von russischen Gnaden. Ja da mußte unbedingt natürlich was passieren. Aber was ist denn passiert? Es ist passiert, daß heutzutage, nach mehr als fünf Jahren Krieg, das Land Syrien in Schutt und Asche liegt, mal abgesehen von dem Rest, den der syrische Diktator noch gerettet hat vor der kompletten Zerstörung. Das ist das glorreiche Resultat der europäischen Bourgeoisie, an der langen Leine des amerikanischen Imperialismus.

Aus eben diesen unbestreitbaren Zusammenhängen heraus kann ich mich den Krokodilstränen dieser Spezies nicht anschließen. Das ist derartig verlogen, daß einem davon schlecht wird. Auch das jetzige Geheule, wie schlecht es doch den syrischen Flüchtlingen in Griechenland geht, den Kindern und Jugendlichen vor allem, von seiten der Grünen, ist verlogen. Warum sind die denn alle in Griechenland gelandet? Haben Sie sich das schon mal gefragt, Frau Merkel? Aber so etwas kommt denen ja gar nicht ein. Das darf man ja nicht fragen. Das ging angeblich ja gar nicht anders, um den scheußlichen Diktator los zu werden. Da haben sie allerdings die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Das wird dieses Volk und auch kein anderes im Mittleren Osten jemals vergessen, wessen Politik das angerichtet hat. Das Beste, was Sie tun können, Frau Merkel, für die Lage der syrischen Kinder und Jugendlichen ist, endlich Ihre Truppen dort abzuziehen, weil sie ohnehin dort nichts zu suchen hatten und haben, nicht aber die neue Verteidigungsministerin dort neue Kriegsbrandherde anzünden zu lassen, wie das gegenwärtig tatsächlich erwogen wird.

Man sollte mal die Bilanz aufstellen, wie das dort aussieht mit der Zahl von Toten und ermordeten Menschen in diesem Land. Ich glaube nicht, daß jene, die auf das Konto des „Diktator Assad“ gehen, dabei an der ersten Stelle zu finden sein werden. Aber selbstverständlich müssen ja alle diese Menschen, sofern sie ihr Leben noch retten konnten, vor allen Dingen die jungen unter ihnen, in das gelobte Land Deutschland in Westeuropa gebracht werden, weil man hier einen akuten Nachwuchsmangel hat. Das ist die perverse Politik, welche hier getrieben wird. Und was noch viel mehr pervers ist: den angeblichen Diktator Assad aber gibt es immer noch. Der ist immer noch da, unterstützt von Rußland, nach wie vor. Was ist also aus ihren ganzen Feldzügen geworden, das muß man doch den Westen hier mal fragen, weil das doch angeblich so unvermeidlich gewesen ist. Nichts als Zerstörung des Landes und der Menschen in Syrien! Von irgendeiner Befreiung der Volksmassen von der angeblich so schlimmen Assadschen Diktatur kann überhaupt keine Rede sein. Ganz im Gegenteil, diese Menschen sind froh, daß sie noch leben und nicht den diversen Bombardements und Attacken des so genannten westlichen Befreiers zum Opfer gefallen sind.

Eine ganz besonders perverse Rolle spielt in diesem Zusammenhang auch die Türkei, unter ihrem gegenwärtigen und damaligen Präsidenten Erdogan, NATO-Mitglied Nummer 1 in Europa, was die zahlenmäßige Truppenstärke betrifft, gleich nach den USA. Die Türkei hat seit langem bekanntlich ein Problem mit ihrer kurdischen Minderheit im Land. Es ist daher kein Zufall, daß man dort nicht unglücklich darüber war und ist, wenn in Syrien, Nachbarland, eine Art Heimstätte für Kurden entsteht, in welches dann auch Kurden aus der Türkei hinziehen könnten und die Türkei von dieser Belastung befreit werden würde. So die Kalkulation eines Herrn Erdogan, welcher selber am liebsten überhaupt keine Kurden mehr im Land hätte und diese gerne möglichst weit weg, z.B. in den Irak verfrachten würde. Das ist aber eine ganz perverse Art von Bevölkerungspolitik – eine auf Kosten von Menschen sowohl im eigenen als auch in anderen Staaten. Warum ist denn überhaupt die kurdische Minderheit in der Türkei immer noch nicht gleichberechtigt? Woran liegt das denn? Es wird immer alles auf irgendwelche Kurdenführer aus der Vergangenheit geschoben, welche angeblich soviel Unheil angerichtet hätten, und daher diese ganze perverse jetzige Aggressionspolitik der Türkei unter Erdogan gegenüber Syrien rechtfertigen. Das kann es aber nicht rechtfertigen, es muß verurteilt und vor allen Dingen muß es beendet werden.

Andere Staaten haben sich allerdings in diesem Zusammenhang die Finger ebenfalls schmutzig gemacht, allen voran die USA. Das darf man dabei auch nicht außer acht lassen. Die Türkei unter Erdogan spielt dabei in der letzten Zeit eine besonders perverse Rolle. Sozusagen das Zünglein an der Wage in militärischer Hinsicht in Europa, meint man dort, sich militärisch einiges herausnehmen zu dürfen, weil ja vor allen Dingen die USA sich hinsichtlich Europa vor allen Dingen auf dieses Land stützt, jedenfalls in militärischer Hinsicht. Der perverse Abklatsch dieser Kalkulation vollzieht sich gegenwärtig vor allen Dingen in Syrien. Und nebenbei, solange das nicht endlich beendet wird, werden sich griechische Flüchtlingslager weiter füllen. Die Perversion der herrschenden Klasse in Europa wird sich fortsetzen, und zum Beispiel Deutschland, in dem es ein Nachwuchsproblem gibt und daher vor allen Dingen syrische Flüchtlingskinder aufnehmen soll. Es wundert einen daher auch nicht, daß ausgerechnet ein Grüner einen solchen Vorschlag gemacht hat.

Schluß mit den Interventionen in Syrien als auch in weiteren Staaten des Mittleren Ostens oder Afrikas von seiten europäischer als auch US-imperialistischer Kräfte!

Das Spiel mit der menschlichen Produktivkraft, was hier seit Jahrzehnten betrieben wird, muß ein Ende haben. Es ist an Perversion und Menschenverachtung nicht zu überbieten. Man könnte fast sagen, daß der Nazifaschismus davor erblaßt, wenn letzterer nicht die Rolle einer imperialistischen „heiligen Kuh“ – was Verbrechen angeht – darstellte, so daß jeder, der einen solchen Vergleich anzustellen wagt, unverzüglich selbst in die Nazi-Ecke gestellt zu werden riskiert, auch dann, wenn es dafür keinerlei sachliche Rechtfertigung gibt. Wer aber heute das angelsächsische Kapital, welches sich am Nazifaschismus gesund gestoßen hat, zu kritisieren wagt, der hat einen schweren Stand. Die Syrer können froh sein, daß sie ihr Land noch halbwegs vor der völligen Zerschlagung und Zerstückelung gerettet haben, bislang jedenfalls.

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