Internet Statement 2004-77



In der Printausgabe der "Rote Fahne" 48/04 vom 26. Nov. steht unauffällig unter "Leserforum" auch eine Stellungnahme, benannt "Verstoß gegen die journalistische Sorgfalt", in der die "Rote Fahne" zur Kritik an ihrem Artikel "Genügt noch ein Tritt, damit der Kapitalismus zusammenbricht?" Stellung nimmt.
Obwohl dieser Artikel auch im Internet auf ihrer page zu lesen war und über rf-news unter der Rubrik "Sozialismus" angepriesen wurde, dann nach unserer und weiterer Kritik stillschweigend dort verschwand, wurde im Internet, jedenfalls bisher, keine Stellungnahme dazu veröffentlicht.

 

Was ist von der Stellungnahme der Redaktion "Rote Fahne" zu halten ?

 

Die RF-Redaktion will uns darin wirklich allen Ernstes erzählen, sie führe eine politische Auseinandersetzung gegen die These "der Kapitalismus geht an seinen inneren Widersprüchen spontan zu Grunde", ohne sich um den Rest des kritisierten Aufrufes samt zugehöriger Anlage und wer das verantwortlich herausgegeben hat, zu kümmern, quasi losgelöst von der Frage, welche Kräfte mit dieser These kommen.
Nun ja, das spricht dann allerdings auch Bände darüber, was mancheiner ihrer Artikel und ihre Auseinandersetzungen politisch für einen Wert haben. Und bei dieser Erklärung kann man gleich wieder eines festhalten, sie bleiben weiterhin an der Oberfläche.

Die RF geht nach wie vor nicht darauf ein, daß es Neonazipropaganda einer Organisation namens NSAM ist, was über das sog. "Sozialistische Büro Bernburg" verbreitet wird. Und das brauchte weder groß recherchiert noch untersucht werden, sondern das Material war alles in der Mail v. 26.10. enthalten, die dieses "Büro" verschickt hat, man braucht es nur zu lesen.

Bei der NSAM handelt es sich eindeutig um Neonazis und nichts anderes. Entsprechend muß man dazu Stellung nehmen. Das aber tut die RF auch jetzt in ihrer Erklärung nicht. Sie schreibt stattdessen: "Leser wiesen uns daraufhin, dass dieses"Büro" reaktionäre und nationalistische Propaganda verbreitet,…" oder sie spricht von "reaktionären Gruppierungen". Reaktionäre Gruppierungen gibt es die unterschiedlichsten, hier handelt es sich aber um Neonazis, die bekanntlich rassistischen Charakter haben. Das ist äußerste Reaktion und muß als solche so benannt werden.

Ist das denn nicht deutlich genug für die RF-Redaktion, wenn es in dem Aufruf dieser Kräfte lautet: "… gegen den Liberalkapitalismus und hin zur sozialistischen Volksgemeinschaft der Deutschen!"? Ist hier nicht völlig klar, daß dies den Kapitalismus garnicht grundsätzlich angreift, sondern nur in seiner "liberalen" Form, die sie kippen wollen in eine rassistisch geprägte offene Diktatur? Daß dies der "Nationalsozialismus" der Nazis ist, der sich gegen den proletarischen Klassenkampf richtet muß doch für sie erkennbar sein.

Auch bezeichnen sich diese Kräfte gerne selber als national und hätten es auch gerne, daß man sie so sieht. Aber Erfahrungen mit ihresgleichen mußte dieses Land, die Welt ja schon machen, wo diese Kräfte sich als brutale rassistische Imperialisten gezeigt haben, deren Vernichtungsbestrebungen sich zugleich auch gegen das eigenen Volk, gegen den jüdischen Teil, gegen die politischen Organisationen der Arbeiter und gegen das Beste richtete was sich in dieser Nation entwickelt hatte. Weder sind diese Kräfte sozial noch national, das ist irreführend und lenkt von ihrer rassistischen Substanz ab.

Ein kleines Beispiel, um das mal zu verdeutlichen. Auf einer Berliner Internetseite der NSAM-Elemente wird ein Seminar angekündigt: "Unser weltanschauliches Selbstverständnis und die Strategie unseres Kampfes" und dazu wird ausgeführt: "Betrachtet wird vor allem unser Sozialismus-Verständnis und seine klare Abgrenzung zum Kommunismus. Der biologische Nationalismus ist ein weiterer Schwerpunkt."
"Biologischer Nationalismus" ist nichts anderes als Rassismus. Das hat mit der historischen Entwicklung der Nation genausowenig zu tun wie mit Sozialismus und ist beiden gegenüber feindlich.

Klas Ber
7.12.04


Im Folgenden der Text der Stellungnahme der Redaktion "Rote Fahne" der MLPD.
Abgenommen aus "Rote Fahne" 48/04 vom 26.11.04, Seite 27.


"Verstoß gegen die journalistische Sorgfalt

Die"Rote-Fahne-Redaktion" erhielt mehrere Kritiken zu dem Artikel in der Ausgabe 46/2004, der sich mit der These auseinandersetzt, der Kapitalismus gehe an seinen inneren Widersprüchen spontan zu Grunde. In diesem Artikel verwandten wir eine Aussage des so genannten "Sozialistischen Büro Bernburg", das diese abenteuerliche Theorie formulierte. Dabei haben wir nicht untersucht, welche Kräfte sich dahinter verbergen. Leser wiesen uns darauf hin, dass dieses"Büro" reaktionäre und nationalistische Propaganda verbreitet, getarnt mit angeblichem Widerstand gegen Hartz IV und die Agenda 2010. Es ist ein bekannter übler Trick von solchen reaktionären Gruppierungen, sich mit scheinbar "linken" Aussagen zu tarnen. Die"Rote-Fahne"-Redaktion entschuldigt sich bei ihren Lesern für den Verstoß gegen die journalistische Sorgfaltspflicht. Wir haben das Zitat verwendet, ohne seine Hintergründe zu recherchieren. Tatsächlich gibt es für die Theorie, mit der sich unser Artikel auseinandersetzte, auch andere Belege, mit denen wir hätten arbeiten können. Der Vorgang ist uns eine Lehre, mit mehr Sorgfalt ans Werk zu gehen.
Redaktion "Rote Fahne" "

Zurück zum Seitenanfang

 

 

 

www.neue-einheit.com